Im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen sind Beschäftigte im Bauwesen einem besonders hohen Unfall- und Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Mehr als ein Fünftel aller Arbeitsunfälle und mehr als ein Drittel aller tödlichen Arbeitsunfälle betreffen in Österreich das Bauwesen. Umso wichtiger ist es, die Grundregeln für mehr Sicherheit auf der Baustelle zu beachten.
Regel 1 – Sicherung der Absturzkanten
Wandöffnungen und Podeste müssen ab einer Absturzhöhe von 1 Meter gesichert werden. Ebenfalls sind Absturzsicherungen an allen übrigen Arbeitsplätzen und Verkehrswege erforderlich, die über 2 Meter Absturzhöhe über dem Boden liegen.
Regel 2 – Bodenöffnungen sofort sichern
Die Bodenöffnungen müssen unverzüglich abgesichert werden. Dabei ist Folgendes zu beachten:
- Mit dreiteiligem Seitenschutz abschranken
- Durchtrittsicher und unverschiebbar abdecken
- Gerüstpfosten verwenden – keine Schaltafeln
- Holz auf sichtbare Mängel wie Risse oder Löcher überprüfen
- Abgrenzung mit mindestens 2 Meter Abstand zur Absturzkante
Regel 3 – Ordnungsgemäße Bedienung des Krans
Alle Mitarbeiter sind im Umgang mit Kranen und Hebevorgängen ausreichend zu unterweisen. Anschlag-, Einweise- und Absetzarbeiten müssen sicher durchgeführt werden.
Regel 4 – Nur geeignete Leitern benützen
Für den jeweiligen Verwendungszweck muss eine geeignete und geprüfte Leiter verwendet werden.
Mehr zum Thema Leitern finden Sie in unserem Blogbeitrag „Sicherer Halt auf dem Weg nach oben.“
Regel 5 – Nur auf sicheren Gerüsten arbeiten
Gerüste müssen täglich von jedem Benutzer auf augenscheinliche Mängel überprüft werden.
Folgendes ist zu beachten:
- Tragfähiger Untergrund
- Sicherer Zugang zu allen Gerüstlagen
- Keine beschädigten Gerüstbauteile
- Geeignete Gerüstbeläge – keine Schaltafeln
- Gegen Verschieben gesicherte Gerüstbeläge
- Fuß-, Mittel- und Brustwehr – auch stirnseitig
- Fassadenabstände max. 30 cm – in Ausnahmefällen max. 40 cm
- Standsicherheit – genügend verankert, zug- bzw. druckfest abgestützt
- Für Dacharbeiten: Ausführung der obersten Gerüstlage als Dachfanggerüst
Mehr zum Thema Bockgerüste finden Sie hier.
Regel 6 – Erstellung von sicheren Zugängen zu allen Arbeitsplätzen
Alle Arbeitsplätze müssen über sichere Zugänge erreicht und bei Gefahr schnell und sicher verlassen werden.
Folgendes ist dafür zu beachten:
- Ausreichende Breite – bei Laufbrücken, Treppen mindestens 80 cm
- Frei von Hindernissen – keine Stolperfallen
- Ab 2 Meter Absturzhöhe seitliche Absturzsicherungen verwenden
- Wege rutschsicher gestalten
- Auf den Einsatz von Leitern – wenn möglich – verzichten
- Für ausreichende Beleuchtung sorgen
- Flucht- und Rettungswege vorsehen
Regel 7 – Tragen von geeigneter Schutzausrüstung
Eine persönliche Schutzausrüstung (kurz PSA genannt) ist jede Ausrüstung, die dazu bestimmt ist, von Beschäftigten benutzt oder getragen zu werden, um sich gegen eine Gefährdung für ihre Sicherheit und Gesundheit zu schützen.
Es gibt unter anderem folgende Schutzausrüstungen:
- Atemschutz
- Schutzbrille
- Gehörschutz
- Handschutz
- Schutzhelm
- Schutzschuhe
- Witterungsschutz
- Hautschutz
- Warnkleidung
- PSA gegen Absturz
Regel 8 – Sicherung von Künetten, Gräben und Baugruben ab einer Tiefe von 1,25 Meter
Künetten, Gräben und Baugruben müssen spätestens ab einer Tiefe von mehr als 1,25 Meter abgeböscht, verbaut oder verfestigt werden. Die Mindestarbeitsraumbreite beträgt dabei 60 cm und steigt in Abhängigkeit der Tiefe auf 90 cm an.
Für einen sicheren Zugang muss gesorgt werden, zum Beispiel mittels Treppen oder Leitern. Die Ränder von Gräben sind frei zu halten, sodass kein Material in den Graben fallen kann.
Falls in der Nähe gearbeitet wird, dann müssen Absturzkanten mit Absturzsicherung (zB Geländer) gesichert sein. Dasselbe gilt auch bei der Lagerung von Baumaterial in der Umgebung von Künetten, Gräben und Baugruben.
Bei Verkehr oder anderen Lasten, wie zum Beispiel Großgeräte, muss ein erhöhter Sicherheitsabstand eingehalten werden.
Fazit
Wie bereits eingangs erwähnt, sind vor allem Beschäftigte im Bauwesen einem höheren Risiko eines Arbeitsunfalles ausgesetzt als Beschäftigte anderer Sparten. Unfälle, die sich auf Baustellen ereignen, haben im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen auch häufig schwerere Folgen für die Betroffenen.
Beachten Sie deshalb die erläuterten Grundregeln für mehr Sicherheit auf der Baustelle. Ein einziger Unfall kann das Leben einer ganzen Familie verändern und viel Leid für die Betroffenen und deren Angehörige verursachen.
In unserem Blogbeitrag „Jetzt ist es doch passiert“ können Sie lesen, wie eine kleine Unachtsamkeit, das ganze Leben eines Poliers verändert hat.